Die Gedichtinterpretation ist fester Bestandteil der schulischen Oberstufe. Studierende der sprachlichen Fächer werden ihr ebenfalls häufig begegnen. Wenn man sie nicht jeden Tag anfertigen muss, kann sie eine echte Herausforderung sein und man hangelt sich gerne an einer Anleitung entlang, sodass man keinen Schritt vergisst und alle Elemente berücksichtigt, die das Gedicht ausmachen. Eine stichpunktartige Kurzform der Anleitung, welche das Vorgehen beim Schreiben einer Gedichtsinterpretation genau beschreibt, ist am Ende dieser Erklärung eingefügt.

Lesen und verstehen

Der erste Schritt besteht darin, das Gedicht zu lesen und seine Grundaussage zu verstehen. Man muss dazu zwischen den Zeilen lesen und vielleicht Wörter oder Wendungen nachschlagen, die Entstehung des Gedichts nachvollziehen oder sie in einen anderen Zusammenhang setzen. Wichtig fürs Verständnis sind auch die Stilmittel, weshalb man in diesem Schritt diejenigen herausschreiben sollte, die zur Interpretation beitragen.

Formalitäten klären

Muss man eine Interpretation schreiben, klärt man zunächst ab, worum es sich handelt. Das bedeutet, dass man einen Einleitungssatz benötigt, der den Inhalt kurz und knapp wiedergibt, aber auch eine Analyse der Gedichtform. Die Gedichtanalyse stützt sich auf diese, weshalb man am besten damit beginnt und knapp, aber vollständig abklärt, in welcher Form das Gedicht vorliegt. Strophenzahl, Verse oder Reimschemata werden in diesem Schritt berücksichtigt.

Systematisch

Eine Interpretation schreiben ist nicht immer einfach. Deshalb erstellt man sich am besten vorher selbst eine Anleitung, an die man sich hält. Wenn Einleitung und Form abgehandelt sind, geht es um die Deutung, bei der man systematisch vorgehen sollte. Es empfiehlt sich, die Gedichtinterpretation nach Möglichkeit von Anfang bis Ende durchzuführen, da man so nicht den Überblick verliert. Parallelen kann man dann ziehen, wenn man die entsprechenden Stellen erreicht hat, doch je linearer man vorgeht, desto einfacher wird es, den roten Faden zu wahren.

Fakten und Interpretationen

Zunächst müssen zu jeder These die Fakten dargelegt werden, d .h. jede These muss gut begründet sein. Dies geschieht mit einem direkten oder indirekten Zitat (Zeilennummerangabe nicht vergessen!). Ob man nun ein Stilmittel beschreibt oder eine Deutung einleiten möchte, die beste Möglichkeit ist ein Zitat aus dem Gedicht. Sobald es genannt wurde, kann man zur eigentlichen Interpretation schreiten oder gegebenenfalls weitere Zitate nutzen, um die eigene Auffassung zu untermauern. Bevor man die endgültige Fassung niederschreibt, sollte man die These überprüfen und hinterfragen, ob sie stimmig ist. Wenn sie logisch und einleuchtend klingt, überprüft man die Belege und Zitate daraufhin, wie aussagekräftig sie sind und ob sie noch Lücken lassen. Thesen müssen rundum abgesichert sein.

Der Schlussteil

Ist die Gedichtanalyse abgeschlossen, braucht der Aufsatz noch einen aussagekräftigen Schluss. Dieser darf ruhig länger sein als die Einleitung. Er soll nochmals wiedergeben, worum es thematisch geht und die Überlegungen abschließen. Er kann daher als Fazit gedacht sein und auf die Einleitung zurückkommen. Man kann aber auch eine eigene Meinung einbringen oder eine Prognose darüber fällen, wie sich der dargestellte Sachverhalt aus dem Gedicht in der Zukunft auswirken könnte. In jedem Fall sollte man sich auf die Erkenntnisse der Gedichtanalyse stützen und nichts Neues hinzufügen, da man diese Thesen ebenfalls erst wieder belegen müsste. Der Schluss bildet den Abschluss und darf höchstens eine eigene Meinung enthalten, wenn in ihm noch weitergedacht werden soll.

Kurzanleitung

Aufbau:

– Einleitung.
kann unterschiedliche Aspekte beinhalten: Dichter, Epoche, Thema des Gedichts, aktueller Anlass oder Zitat zum Thema des Gedichtes

– Inhaltsangabe.

– Analyse und Interpretation
Beantwortet und analysiert folgende Fragen und deutet dabei immer gleich im Anschluss die Ergebnisse.
Beachtet hierzu unsere Hilfe zur Gedichtinterpretation
Reihenfolge dieser zu beantwortenden Fragen muss nicht eingehalten werden.

  • Wie ist der Aufbau des Gedichts?
  • Aus welcher Zeit bzw. Epoche stammt das Gedicht? Gibt es epochenspezifische Motive?
  • Welche Reimart herrscht vor vor?
  • Welches Metrum hat das Gedicht?
  • Hat das Gedicht eine bestimmte Klangfarbe?
  • Wer ist das lyrische Ich?
  • Wie ist die Wirkung des Gedichts?
  • Ist die Sprache eher schlicht, ausgeschmückt oder kompliziert?
  • Wer ist der Autor und ist seine typische „Handschrift“ zu erkennen? Bezug auf Lebenslauf des Autors?

– Schluss.

 

 

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Gedichtinterpretation schreiben
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Leonie
Leonie
11 Jahre zuvor

Ich finde diesen Aufbau der Gedichtsinterpretation sehr gut. und auch sehr leicht zu lernen